Viele fragen mich, wie es dazu gekommen ist, dass ich Medizin studiert habe.
Naja, tatsächlich bin ich rückblickend ziemlich naiv an die Sache heran gegangen.
Vor fast zwei Jahrzehnten stand das Abitur an und mit meinem stylishen Eastpack Rucksack (den musste man damals haben, sonst konnte man gleich wieder gehen) waren riesen Träume zu einem Paket gepackt. Ich hätte gleichzeitig alles werden können- Pädagogin, Psychologin, Ärztin, eine Prise „Schreiberin“ und tatsächlich auch KFZ-Mechanikerin (ohne Witz)… einfach alles. Als die Berufsberatung in die Schule kam, wurde mir das auch gesagt „Also mit ihren Fächern können Sie so ziemlich alles werden… aber Ärztin?! Sie haben ja kaum naturwissenschaftliche Fächer…“
Natürlich hatte ich die nicht- Bio, Chemie und Physik waren in der Pubertät sowas von doof, dass ich sie wie übrig gebliebene Socken aussortiert habe, sobald es ging. Mir machten Sprachen und Gesellschaftswissenschaften halt mehr Spaß- so what?! Wieso sollte ich mich verbiegen?!
Nun war es dann soweit, dass ein Studienfach gewählt werden musste. Und plötzlich sah ich mich selbst vor meinem geistigen Auge als Oma im Schaukelstuhl. Ich sprach mit mir selber und die Frau sagte nur „Hättest Du es doch versucht… auch wenn Du es nicht schaffst, versuch es – dann sind wir beide irgendwann glücklich darüber keinen Traum unversucht gelassen zu haben“.
Sie hatte recht… was hatte ich zu verlieren?! Allenfalls Zeit, aber die verlieren wir in diesem Leben ständig. Wäre das anders vorgesehen, wäre „Zurück in die Zukunft“ Pflichtfach in der Schule.
Also setzte ich das Kreuzchen im Formular. Medizin sollte es werden. Und es wurde es. Ich hätte tatsächlich am Anfang nicht dran geglaubt… die Dame von der Berufsberatung ja auch nicht… aber die Oma im Schaukelstuhl, die wollte nicht mehr, als das man einen Traum lebt.
Heute richte ich den Stuhl neu aus- ich darf auf eine neue Wiese mit tobenden und lachenden Kindern schauen.
Ich wünsche jedem von Euch, dass er die Stimme seiner eigenen Oma hört, den Mut und die Kraft findet Wege zu gehen und Träume nicht unversucht zu lassen. Auch wenn das Ziel nicht erreicht wird- der Weg dahin ist häufig Traum genug.