Kalt war es in ihrem Inkubator. Eiskalt. Zweckentfremdet wurde er- der Inkubator, denn eigentlich simuliert dieser hochkomplexe Brutkasten den Mutterleib. 37°C wären perfekt- eigentlich… sie brauchte deutlich weniger. Sie brauchte Kälte.
Eiseskälte. Ähnlich der Kälte, die ihr entgegen gebracht wurde, als man sie schüttelte. Als man sich nicht zu helfen wusste, dem Impuls folgte und sie einfach schüttelte.
Sie sollte endlich still sein. Einfach schlafen… Ruhe geben… das tat sie nun. Gekühlt im Inkubator, um die Folgen des Hirnschadens zu minimieren. In tiefer Hoffnung, dass es was bringt… dass es den destruktiven Prozess in ihrem zarten Köpfchen aufhält.
Das Schütteltrauma von Neugeborenen und Säuglingen ist einer der hässlichen Seiten der Kinderheilkunde, die unsere kindliche Seifenblase zerplatzen lässt und uns mit grausamer Härte ebenfalls (wach-) schüttelt. Die mehrfache ruckartige Bewegung des Köpfchens z.B von vorn nach hinten (eben wie beim Schütteln) kann zu Abrissen von Venen im Köpfchen führen, was wiederum zu Blutungen führt. Diese führen dann zu erhöhtem Druck im Kopf, was über Krampfanfällen und Atemstillstand bis zum Tod führen kann. Als Spätfolge kommen häufig Behinderungen vor. Das Schütteltrauma ist eins der klassischen Bilder einer Kindesmisshandlung, da es oft bei Impulskontrollverlust der betreuenden Person auftritt. Allerdings werden Kinder auch geschüttelt, wenn sie sich z.B. verschlucken, oder die Luft anhalten- was allerdings in dem Fall nichts bringt. Was ihr dann machen könnt, erklär ich ein andermal. Kindesmisshandlung ist allgegenwärtig und begegnet uns wie ein trauriges Chamäleon in vielen Farben. Erkennen wir es immer? Ist jeder blaue Fleck plausibel? Jeder Bruch? Macht die Geschichte, die mir da erzählt, wird Sinn? Glaube ich eher dem, was ich sehe oder doch eher dem, was ich höre? Was sagt mein Verstand? Was mein Bauch? Und was sagt das Kind?
Wenn ihr irgendwas von diesem Post mitnehmt, dann bitte dass Schütteln nichts bringt… Nichts. Niemals!!! Außer Eiseskälte…